Mobbing an der Schule ist leider sehr aktuell und betrifft viele Kinder und Jugendliche. Mobbing bedeutet, dass jemand über einen längeren Zeitraum gezielt und systematisch von anderen schikaniert, beleidigt, ausgegrenzt oder sogar körperlich angegriffen wird. Die Folgen von Mobbing können sehr schwerwiegend sein, wie z.B. Depressionen, Angststörungen, Schulvermeidung oder Selbstmordgedanken. Deshalb ist es wichtig, dass Mobbing frühzeitig erkannt und gestoppt wird. In diesem Artikel geben wir Ihnen einige hilfreiche Tipps, wie Sie Mobbing in der Schule vorbeugen, erkennen und bekämpfen können.
Geht es nur mir so? Nein! Mobbing an der Schule wurde zu einem gigantischen Problem, von dem fast jeder vierte Schüler oder Schülerin betroffen ist.
- Nach Daten der OECD, die im Rahmen der PISA-Studie 2018 erhoben wurden, sind in Deutschland sechs Prozent aller 15-jährigen Schülerinnen und Schüler sehr häufigem Mobbing ausgesetzt. 23 Prozent werden mindestens mehrmals im Monat durch Mitschülerinnen und Mitschüler gemoppt1.
- Eine Umfrage von UNICEF Deutschland aus dem Jahr 2019 ergab, dass 30 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen schon einmal in der Schule oder auf dem Schulweg gemobbt worden sind2.
- Eine Umfrage von Statista und YouGov aus dem Jahr 2021 zeigte, dass fast 30 Prozent der befragten Erwachsenen von Mobbingerfahrungen am Arbeitsplatz berichteten. Das bedeutet, dass Mobbing nicht nur in der Schule, sondern auch im späteren Leben ein Problem sein kann2.
- Eine Initiative namens “Zeichen gegen Mobbing” hat herausgefunden, dass Mobbing unter Kindern und Jugendlichen zu 80 Prozent innerhalb der Schule stattfindet. Außerdem wollen 80 Prozent der Schülerinnen und Schüler lernen, wie sie besser miteinander umgehen können3.
Inhalt:
Wie kann man Mobbing an der Schule vorbeugen?
Die beste Strategie gegen Mobbing ist, es gar nicht erst entstehen zu lassen. Dafür ist es wichtig, eine positive und respektvolle Kultur in der Schule zu fördern, in der alle Schülerinnen und Schüler sich wohlfühlen und wertgeschätzt werden. Folgende Maßnahmen können dazu beitragen:
- Klassenregeln vereinbaren: Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern sollte der Klassenlehrer klare Regeln für den Umgang miteinander festgelegen. Regeln, die für alle gelten und eingehalten werden müssen. Zum Beispiel: Wir hören einander zu, wir helfen einander, wir akzeptieren Unterschiede, wir beleidigen niemanden, wir lösen Konflikte friedlich. Eltern betoffener Kinder können den Klassenlehrer darauf ansprechen, sollten noch keine Klassenregeln oder „guidelines“ vereinbart worden sein.
- Soziale Kompetenzen stärken: Die Schülerinnen und Schüler sollten lernen, wie sie sich selbstbewusst, empathisch und kooperativ verhalten können. Dazu gehören z.B. das Äußern von Gefühlen und Bedürfnissen, das Einfühlen in andere Perspektiven, das Geben und Annehmen von Feedback, das Aushalten von Kritik und das Finden von Kompromissen. Lesen Sie hierzu auch den Artikel zum Thema Selbstwertgefühl: „Was ist Selbstwertgefühl und wie kann ich es aufbauen?„
- Gemeinschaft fördern: Die Schülerinnen und Schüler sollten die Möglichkeit haben, sich gegenseitig kennenzulernen, Vertrauen aufzubauen und Freundschaften zu schließen. Dazu können z.B. gemeinsame Aktivitäten, Projekte oder Ausflüge beitragen. Auch die Einbeziehung von außerschulischen Partnern wie Vereinen oder Jugendzentren kann sinnvoll sein.
- Vielfalt schätzen: Die Schülerinnen und Schüler sollten lernen, die Unterschiede zwischen Menschen als Bereicherung zu sehen und nicht als Grund für Ausgrenzung oder Abwertung. Dazu gehört z.B. das Kennenlernen von verschiedenen Kulturen, Religionen oder Lebensweisen. Auch die Sensibilisierung für Themen wie Diskriminierung oder Menschenrechte kann helfen.
- Präventionsprogramme nutzen: Es gibt verschiedene Programme oder Initiativen, die sich speziell gegen Mobbing an der Schule richten und die Schulen bei der Prävention unterstützen können. Zum Beispiel:
- No Blame Approach
- Fairafric
- Kopfhoch
- Schule mit Courage.
- Nummer gegen Kummer: 116 111
Wie kann man Mobbing an der Schule erkennen?
Mobbing ist oft schwer zu erkennen, da es meist im Verborgenen geschieht oder von den Betroffenen aus Scham oder Angst verschwiegen wird. Deshalb ist es wichtig, aufmerksam zu sein und auf mögliche Anzeichen zu achten. Folgende Hinweise können auf Mobbing hindeuten:
- Veränderungen im Verhalten: Das Kind wird plötzlich stiller, zieht sich zurück, wirkt traurig oder aggressiv, hat Albträume oder Schlafstörungen, verliert das Interesse an Hobbys oder Freunden, geht nur noch ungern zur Schule oder schwänzt sie ganz.
- Veränderungen in der Leistung: Das Kind hat plötzlich Schwierigkeiten beim Lernen, macht mehr Fehler oder vergisst Dinge, die Noten werden schlechter, es gibt häufiger Konflikte mit Lehrkräften oder Mitschülerinnen und Mitschülern.
- Veränderungen im Aussehen: Das Kind hat sichtbare Verletzungen wie Kratzer, blaue Flecken oder Bisswunden, die Kleidung ist beschädigt oder verschmutzt, die Schulmaterialien sind unvollständig oder zerstört.
- Veränderungen im Besitz: Das Kind verliert oder vermisst häufiger Gegenstände wie Geld, Handy, Schmuck oder Fahrrad, es wird erpresst oder bestohlen, es gibt unerklärliche Ausgaben oder Schulden.
Wie kann man Mobbing an der Schule bekämpfen?
Wenn Mobbing in der Schule festgestellt wird, muss schnell und konsequent gehandelt werden, um die Situation zu beenden und die Betroffenen zu schützen. Folgende Schritte sind dabei wichtig:
- Das Kind unterstützen: Das Wichtigste ist, dem Kind zu zeigen, dass es nicht allein ist und dass es nicht seine Schuld ist, dass es gemobbt wird. Das Kind braucht viel Zuwendung, Verständnis und Ermutigung. Es sollte auch ermutigt werden, sich jemandem anzuvertrauen, z.B. einer Vertrauensperson in der Schule, einer Beratungsstelle oder einem Psychologen.
- Die Schule informieren: Die Schule sollte unbedingt über das Mobbing informiert werden und dazu aufgefordert werden, zu handeln. Die Ansprechpartner können z.B. die Klassenlehrkraft, die Vertrauenslehrkraft oder die Schulleitung sein. Die Schule muss das Mobbing ernst nehmen und Maßnahmen ergreifen, um es zu stoppen und zu verhindern.
- Die Mobber konfrontieren: Die Mobber sollten nicht ignoriert oder beschimpft werden, sondern mit ihren Handlungen konfrontiert werden. Dabei sollte deutlich gemacht werden, dass das Mobbing an der Schule nicht toleriert wird und dass es Konsequenzen hat. Die Konsequenzen sollten angemessen und pädagogisch sinnvoll sein, z.B. eine Entschuldigung, eine Wiedergutmachung oder eine Sanktion.
- Die Mitschüler einbeziehen: Die Mitschülerinnen und Mitschüler spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Mobbing an der Schule. Sie sollten nicht wegschauen oder mitmachen, sondern Zivilcourage zeigen und dem Opfer helfen. Sie sollten auch lernen, wie sie Mobbing erkennen und vermeiden können. Dazu können z.B. Klassen- oder Schulversammlungen, Rollenspiele oder Anti-Mobbing-Workshops beitragen.
- Die Ursachen klären: Um Mobbing an der Schule nachhaltig zu vermeiden, sollten auch die Ursachen geklärt werden. Warum mobben die Täter? Was sind ihre Motive? Was sind ihre Probleme? Wie können sie anders mit ihren Gefühlen oder Konflikten umgehen? Dazu kann z.B. eine Mediation, eine Supervision oder eine Therapie hilfreich sein.
Wie kann ich als Elternteil helfen?
Als Elternteil können Sie Ihrem Kind helfen, indem Sie ihm zuhören, Verständnis zeigen, Mut machen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Sie können auch die Schule informieren und mit den Lehrkräften oder dem Direktor sprechen, um das Mobbing an der Schule zu stoppen und zu verhindern. Außerdem können Sie sich an Beratungsstellen im Internet oder andere Hilfsangebote wenden, die Ihnen und Ihrem Kind Unterstützung bieten können. Hier sind einige Tipps und Links, die Ihnen weiterhelfen können:
- Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es lieben und schätzen, wie es ist. Stärken Sie sein Selbstbewusstsein und seine Stärken. Loben Sie es für seine Erfolge und helfen Sie ihm, mit Misserfolgen umzugehen.
- Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Mobbing. Seien Sie geduldig und einfühlsam. Fragen Sie nach, wie es sich fühlt, was passiert ist, wer beteiligt war und wie oft es vorkommt. Nehmen Sie das Problem ernst und machen Sie Ihrem Kind keine Vorwürfe oder Schuldgefühle.
- Ermutigen Sie Ihr Kind, sich zu wehren. Helfen Sie ihm, Strategien zu entwickeln, wie es sich gegen die Mobber verteidigen kann. Zum Beispiel: sich selbstbewusst verhalten, nicht provozieren lassen, Hilfe holen oder ignorieren.
- Suchen Sie das Gespräch mit der Schule. Informieren Sie die Lehrkräfte oder den Direktor über das Mobbing an der Schule und fordern Sie sie auf, zu handeln. Vereinbaren Sie gemeinsam konkrete Maßnahmen, um das Mobbing zu beenden und zu vermeiden. Halten Sie den Kontakt zur Schule und überprüfen Sie regelmäßig den Fortschritt.
- Holen Sie sich professionelle Hilfe. Wenn das Mobbing nicht aufhört oder Ihr Kind unter psychischen oder körperlichen Folgen leidet, sollten Sie sich an eine Beratungsstelle oder einen Therapeuten wenden. Dort können Sie und Ihr Kind Rat und Unterstützung bekommen.
Weitere Informationen zu Mobbing an der Schule und Hilfestellungen finden Sie auf diesen Webseiten:
- Schüler gegen Mobbing: Eine Webseite von Schülern für Schüler mit Erfahrungsberichten, Tipps und Links zum Thema Mobbing
- Schau hin: Eine Seite für Eltern mit Kindern, die die Medienwelt entdecken
- Tipps für Eltern: Praktische Tipps für Eltern von Mobbingopfern
Mobbing ist ein ernstes Problem, das viele Menschen am Arbeitsplatz betrifft. Mobbing kann nicht nur zu psychischen und körperlichen Schäden führen, sondern auch zu rechtlichen Konsequenzen für die Täter.
Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass Mobbing kein eigener Straftatbestand ist, sondern sich aus verschiedenen Delikten zusammensetzen kann, je nach Art und Schwere der Mobbinghandlungen. Bei Mobbing an der Schule sind in der Regel Minderjährige die Täter, so der rechtliche Rahmen nur teilweise ausgeschöpft werden kann. Zu den möglichen Straftaten gehören zum Beispiel:
- Körperverletzung:Wenn die Mobber das Opfer schlagen, treten oder anderweitig verletzen, machen sie sich der Körperverletzung nach § 223 StGB schuldig. Die Strafe kann eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren sein. Wenn die Verletzung besonders schwerwiegend ist, zum Beispiel wenn das Opfer bleibende Schäden davonträgt, kann die Strafe bis zu zehn Jahre betragen (§ 224 StGB).
- Beleidigung: Wenn die Mobber das Opfer beschimpfen, verhöhnen oder herabwürdigen, machen sie sich der Beleidigung nach § 185 StGB schuldig. Die Strafe kann eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr sein.
- Üble Nachrede: Wenn die Mobber unwahre Tatsachen über das Opfer verbreiten, die geeignet sind, seine Ehre zu beeinträchtigen, machen sie sich der üblen Nachrede nach § 186 StGB schuldig. Die Strafe kann eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren sein.
- Verleumdung: Wenn die Mobber wissentlich unwahre Tatsachen über das Opfer verbreiten, um es verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen, machen sie sich der Verleumdung nach § 187 StGB schuldig. Die Strafe kann eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren sein.
- Nötigung: Wenn die Mobber das Opfer durch Gewalt oder Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigen, machen sie sich der Nötigung nach § 240 StGB schuldig. Die Strafe kann eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren sein.
- Erpressung: Wenn die Mobber das Opfer durch Gewalt oder Drohung mit einem empfindlichen Übel dazu bringen wollen, etwas zu tun oder zu unterlassen, um sich oder einen Dritten zu bereichern, machen sie sich der Erpressung nach § 253 StGB schuldig. Die Strafe kann eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren sein.
- Nachstellung: Wenn die Mobber das Opfer beharrlich verfolgen, belästigen oder bedrohen, so dass seine Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt wird, machen sie sich der Nachstellung nach § 238 StGB schuldig. Die Strafe kann eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren sein.
Neben den strafrechtlichen Konsequenzen können die Mobber auch zivilrechtlich haftbar gemacht werden. Das bedeutet, dass das Opfer von ihnen Schadensersatz und Schmerzensgeld verlangen kann. Die Höhe dieser Ansprüche hängt von dem Umfang und den Folgen des Mobbings ab. Das Opfer muss jedoch beweisen können, dass es durch das Mobbing einen Schaden erlitten hat und dass dieser Schaden auf das Verhalten der Mobber zurückzuführen ist.
Rechtliche Konsequenzen für die Schule
Auch die Schule kann rechtliche Konsequenzen von Mobbing tragen. Sie hat nämlich die Pflicht, alle Schüler zu schützen und geeignete Maßnahmen zur Prävention und Intervention zu ergreifen. Als Schule und Bildungsträger hat die Institution zudem einen Bildungsauftrag, welcher nicht nur die Vermittlung von Fachwissen sondern auch von Sozialkompetenz umfasst.
Wie Sie sehen können, hat Mobbing nicht nur negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Opfer, sondern auch auf die Rechtsposition der Täter. Deshalb ist es wichtig, Mobbing frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen. Wenn Sie selbst von Mobbing in der Schule betroffen sind oder jemanden kennen, der gemobbt wird, sollten Sie sich nicht scheuen, Hilfe zu suchen.
Was tun, wenn die Schule nicht reagiert?
- Dokumentiere die Mobbingvorfälle. Schreibe auf, wann, wo, wie und von wem ihr Kind gemobbt wurde. Sammeln Sie Beweise wie Nachrichten, Fotos oder Videos. Diese können helfen, deine Situation zu belegen und die Täter oder Täterinnen zur Rechenschaft zu ziehen.
- Wende dich an die Schulleitung oder das Schulamt. Wenn die Schule nicht auf Ihre Beschwerde reagiert oder das Problem nicht löst, können Sie sich an eine höhere Instanz wenden. Die Schulleitung oder das Schulamt haben die Pflicht, für die Sicherheit und das Wohlbefinden aller Schüler zu sorgen. Sie können Maßnahmen ergreifen wie Gespräche mit den Beteiligten führen, Konfliktlösungsprogramme anbieten oder Sanktionen verhängen. Die Schule kann aber auch einzelne Schüler versetzen.
Lese auch:
0 Kommentare